Galactic Era | Kompetitives Spiel | ab 14 Jahren | 1 bis 6 Spielende | Channing Jones | Seajay Games
Galaxien erforschen, Gebiete einnehmen und andere Völker treffen: Das hört sich nach einem waschechten 4X-Stategiespiel an. In „Galactic Era“ sammle ich als junge Zivilisation so viele Schicksalspunkte wie möglich. Dazu benötige ich eine große Bevölkerung, erreiche meine persönlichen Ziele und erfülle allerhand Bedingungen. Krieg oder Frieden – das liegt in meiner Hand. Was dieses Spiel von anderen Weltraumstrategiespielen unterscheidet, das erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Das Spiel
Galactic Era ist ein kompetitives Spiel von Channing Jones und bei Seajay Games erschienen. Es ist für 1-6 Spielende geeignet und kann ab 14 Jahren gespielt werden.
„Die Galaktische Ära ist der größte Zyklus der Zeit. Wesen des Lichts inkarnieren, um die materielle Welt zu erfahren. Sie erschaffen mächtige Zivilisationen, um die Galaxie zu erkunden und zu erobern. Die Großartigste unter diesen wird das Schicksal der Galaxie bestimmen, bevor sie zum Licht zurückkehren.“
Zitat aus „Galactic Era“

Wenn ihr die Spielschachtel von „Galactic Era“ öffnet, dann erwarten euch mehr als einhundert Teile. Neben den Schiffsminiaturen stehen euch sechs Planetenminiaturen und über zweihundert Stadtminiaturen zur Verfügung. Das kann ganz schön überwältigend sein, daher eins nach dem anderen.
Das Spielbrett besteht aus mehreren Sektoren. Sie werden zusammen ausgelegt. Jeder Sektor besteht aus mehreren sechseckigen Feldern. Felder mit Sternsymbolen und Namen stellen die Sterne dar. Je nach Entfernung zum zentralen Stern sind sie in unterschiedlichen Farben gekennzeichnet. Die Anzahl der Sterne und die maximal mögliche Bevölkerung bei normalem Wachstum erfahrt ihr durch die aufgedruckten Zahlen.
Ihr legt vor Spielbeginn das Brett mit den Runden- und Schicksalspunkte-Leisten an eine Tischseite. Welche galaktische Geschichte ins Spiel kommt, wird zufällig gezogen. Genauso verfahrt ihr mit dem galaktischen Ziel.
Verteilt nun das Spielmaterial. Alle erhalten das komplette Material der gewählten Farbe. Dazu gehören Miniaturen, Plättchen, Holzklötzchen, Scheiben und Chips. Die Technologieleiste und Flottenübersicht gehört ebenfalls dazu sowie die Übersichtskarte. Nun wählt die zu verwendenden Sektoren zufällig aus. Den ersten Sektor platziert ihr in der Tischmitte. Dies ist der zentrale Sektor. Weitere Sektoren werden neben den zentralen Sektor gelegt. Wie genau, das kommt auf die Personemnanzahl an. Nun legt ihr die geforderten Wurmlöcher und Bevölkerungsplättchen für eure Konfiguration aus. Habt ihr es bis hier her geschafft, ist der Großteil des Aufbaus auch schon erledigt.
Mischt nun noch die Dominanzkarten. Jeder von euch erhält außerdem noch Schiffsminiaturen und zwei zufällige Sternenvölker, von denen ihr eins auswählt. Je nach Sektor sind Startvorteile angegeben. Diese seht ihr am zentralen Stern eures Sektors. Nachdem ihr eure Gesinnung heimlich ausgewählt und dann gleichzeitig aufgedeckt habt, startet das Spiel. Für das Spiel zu zweit ist es erforderlich den Aufbau nach Sonderregeln durchzuführen. Ihr spielt es wie mit drei Spielenden.

Ihr spielt „Galactic Era“ über acht Runden auf dem Weltraumspielplan. Der grundsätzliche Spielablauf gestaltet sich folgendermaßen: Jede Runde hat vier Phasen. Bewegung/Kampf, Wachstum, Handeln und die Wertung. Die Spielreihenfolge richtet sich immer danach, welche Reihenfolgenzahl in Form eines Plättchens ihr vor euch liegen habt. Im Verlauf der Runde könnt ihr euren eigenen Startplatz durch eine Aktion ändern. Der erste Spielende beginnt mit der Bewegungsphase.
In Zugreihenfolge ist jede Person einmal an der Reihe. Zuerst können Schiffe in Flotten umgewandelt werden. Die Miniaturen der Schiffe werden durch Flottenchips in der gleichen Anzahl ersetzt. Anschließend könnten Schiffe und Flotten bewegt werden. Die Bewegung kann entsprechend des Antriebswerts auf deiner Technologieleiste ausgeführt werden. Das bedeutet, in Stufe 1 können sich deine Schiff um drei Felder bewegen.

Wenn sich deine Flotten begegnen, können sie ausgetauscht werden. Die Flottenchips der Stufe 0 sind dazu da, eure Gegner zu verwirren. Zwar müsst ihr, wenn ihr Flotten erstellt oder austauscht, einmal die Flottenstärke offenlegen, aber ihr könnt beliebig viele Flottenchips der Stufe 0 hinzufügen, um die Verwirrung perfekt zu gestalten. Wenn ihr die Bewegung eines Schiffes auf einem Stern beendet, dürft ihr das Plättchen des Sterns umdrehen und ansehen.
Wie ihr den Stern besiedeln könnt, seht ihr auf eurem Völkertableau. Wenn ihr euch bewegt und auf einem Feld landet, das von einer feindlichen Spezies bevölkert ist, beginnt direkt der Kampf. Da es in „Galactic Era“ keine Würfel gibt, multipliziert ihr einfach die Anzahl der Schiffe mit eurer Kampfstärke und vergleicht das Ergebnis mit dem Wert des Gegners. Ein Weg, einem Kampf zu entgehen, ist der Rückzug. Das funktioniert immer dann, wenn eure Antriebskraft höher ist als die des angreifenden Volkes.

Die Ausbreitung eurer Zivilisation ist nur mit der richtigen Strategie möglich. Die Wachstumsphase dient dazu, Wachstumsaktionsplättchen zu wählen, Gesinnungswechsel durchzuführen und die Zugreihenfolgen anzupassen. Die Wachstumsplättchen werden verdeckt ausgewählt und gleichzeitig aufgedeckt. Zuerst wird der Gesinnungswechsel bei allen Spielern durchgeführt. Danach erfolgt die Anpassung der Zugreihenfolge, falls ein Spieler diesen Effekt ausgewählt hat. Es ist wichtig zu beachten: Die Person, die aktuell startet, kann sich gegen die Änderung der Zugreihenfolge nicht wehren. Dadurch entsteht ein ständiger Wechsel der Zugreihenfolge.
In der geänderten Zugreihenfolge führen alle ihre Aktionen in beliebiger Reihenfolge aus. Folgende Aktionen stehen zur Verfügung: Bevölkerungswachstum, Sterne einnehmen, Forschungsaktionen, Schiffe bauen (abhängig von der Bevölkerungsleiste, erforschter Robotik-Technologie und bewirtschafteten Asteroiden). Welche Aktionen du genau in welcher Reihenfolge ausführst, hängt von deiner Strategie und den Zielkarten auf deiner Hand ab.

Es ist wichtig zu beachten, dass feindliche Schiffe auf eigenen Planeten das Bevölkerungswachstum blockieren und diese Bevölkerung nicht zum Bau von Schiffen beitragen kann. Bewegung kann ebenfalls blockiert werden, indem man seine Schiffe auf ein Wurmloch stellt. Ihr könnt euch schneller bewegen, indem ihr eure Antriebstechnologie weiterentwickelt. Die Sternentorbewegung erlaubt es euch, zwischen Planeten mit mindestens drei Bevölkerungen hin und her zu springen.
Wenn ihr in Frieden seid und Kontakt mit anderen Spielern habt, könnt ihr in der Handelsphase miteinander handeln. Jede/r von euch darf jedoch nur an einem Handel pro Runde teilnehmen. Ein Handel besteht darin, dass ich meine fortschrittlichere Technologie anbiete, während mir gleichzeitig eine fortschrittlichere Technologie des anderen Volkes übermittelt wird.
In der Wertungsphase erhalten alle Punkte entsprechend der aktuellen Ära. Ihr erhaltet einen Punkt, wenn eure Gesinnung zur galaktischen Ära passt. Im Allgemeinen werden in der Ära des Lichts Punkte für friedliche Handlungen vergeben, während in der Ära der Dunkelheit kriegerische Handlungen belohnt werden. Im Verlauf des Spiels wechselt die Ära zweimal, einmal nach der zweiten Runde und einmal nach der sechsten Runde.
Auf diese Weise endet eine Runde der Weltraumschlacht, und die Ären schreiten voran. Nach acht Runden habt ihr das Ende erreicht, und der Spieler mit den meisten Punkten hat „Galactic Era“ gewonnen und die Macht im Weltraum an sich gerissen.

Fazit
Keine Würfel? Keine Würfel! Als eines der wenigen Spiele kommt „Galactic Era“ komplett ohne Würfel aus. Nichts wird dem Zufall überlassen. Strategen werden in „Galactic Era“ voll auf ihre Kosten kommen. Als 4X-Spiel ist das Ziel von „Galactic Era“ zu erkunden, sich auszubreiten, Ressourcen auszuschöpfen und den Gegner zu vernichten. Die Frage, wie verhindert wird, dass Kämpfe sehr vorhersehbar werden, wenn es keine Würfel oder Karten gibt, die meine Truppen stärker oder schwächer machen, ist berechtigt.
Der Autor Channing Jones hat hierfür jedoch einen besonderen Mechanismus entwickelt. Ich kann meine Schiffe in Flotten umwandeln. Es gibt fünf verschiedene Möglichkeiten, wie meine Flotten im Kampf reagieren können. Diesen Schritt führe ich im Verborgenen aus. Die anderen sehen zwar, dass ich Schiffe in Flotten umwandle, wissen jedoch nicht, welche Fähigkeiten diese Flotten haben. Wenn sich nun verschiedene Flotten an einem Ort befinden, kann ich auch noch Schiffe tauschen. Dadurch wird die Verwirrung perfekt und die Kämpfe bleiben auch ohne Glückselemente unvorhersehbar.
Ich kenne Channing Jones zwar nicht persönlich, aber wenn ich dieses Spiel in den Händen halte und mir die gesamte Hintergrundgeschichte anschaue, bin ich mir ziemlich sicher, dass Channing Jones sich unglaublich lange mit dem Thema Ufos und Außerirdische beschäftigt haben muss. Zufallselemente, wie sie zum Beispiel in Twilight Imperium oder Star Wars Rebellion vorkommen, scheinen ihm nicht zu gefallen. Das hat er in seinem Spiel „Galactic Era“ vollständig ausgeschlossen. „Galactic Era“ erzählt eine durchdachte Geschichte, die nahtlos in die Spielmechanik integriert ist. Besonders außergewöhnlich ist die Möglichkeit, mit seinem Volk die Gesinnung zu wechseln. Man muss sich nicht zu Beginn des Spiels für eine Gesinnung entscheiden, sondern kann dies innerhalb der Spielrunden ändern. Je nach Spielphase gibt es Extrapunkte für die passende Gesinnung. Das sind wirklich viele einzigartige Merkmale für ein Weltraumstrategiespiel und verdienen allein deshalb Anerkennung.
Auch der Kampf in diesem Spiel ist innovativ gestaltet. Statt Würfel zu verwenden, wie oben beschrieben, werden Kampfwerte miteinander verglichen. Das Besondere daran ist, dass das überlegene Volk selbst entscheidet, wie viele Schiffe zerstört werden. Wenn das angreifende Volk nicht mit einer dreifachen Übermacht angreift, erleidet auch das stärkere Volk Schiffsverluste. Das erscheint mir sehr logisch, denn wenn der Kampf knapp ist, sind Verluste auch für die siegreiche Seite unvermeidlich.
Die möglichen Strategien um zum Ziel zu kommen, sind schier unendlich. Das muss man wirklich mögen. In den ersten Runden fehlte mir aufgrund der Fülle der Möglichkeiten ein Kompass und damit auch der Belohnungseffekt. Wie schön die Mechanismen verzahnt sind, das erkennt man erst nachdem man sich näher mit dem Spiel beschäftigt hat. Ein grundsätzliches Interesse an der Weltraumthematik ist sicherlich hilfreich um sich in „Galactic Era“ einzuleben. Leider hat sich das anhaltende Gefühl des Mangels an Möglichkeiten auch nach mehreren Spielrunden nicht geändert. Mit einigen Völkern gab es die Möglichkeit, die Städte deutlich schneller wachsen zu lassen und dadurch mehr Schiffe zu bauen, was sich als Vorteil erwies. Das kann dazu führen, dass das Spielgefühl mitunter zäh wird, und die Chance, gegen eine Übermacht aufzuholen, gering erscheint.
Das Spielmaterial ist zweifellos sehr bunt. Ein präziser Pinzettengriff ist unerlässlich, um die Bevölkerungen und Flotten zu handhaben. Glücklicherweise gibt es kleine Halterungen für die Flotten, was das Manövrieren der Schiffchen im Plättchenformat im Weltraum erleichtert. Ich hätte mir jedoch gewünscht, dass die Flotten in einer anderen Farbe wären, da sie im dunklen Weltraum wirklich schwer zu erkennen sind. Das gleiche Problem tritt bei der Bevölkerung auf. Aus der Ferne ist es für mich nahezu unmöglich, schnell zu erkennen, wie viele Bevölkerungsscheiben übereinander liegen. Dies erschwert eine verdeckte Taktik, insbesondere wenn ich plane, meine Mitspieler am anderen Ende des Tisches anzugreifen.
Um „Galactic Era“ mit sechs Personen zu genießen, benötigt man einen besonders großen Tisch. Obwohl „Galactic Era“ auf den ersten Blick einen enormen Zeitaufwand zu erfordern scheint, ist es überraschend angenehm, dass eine Partie in nur zwei Stunden gespielt werden kann. Das bedeutet, dass eine zweite Runde am Abend auf jeden Fall möglich ist.
38 Seiten Anleitung wollen gelesen und verstanden werden. Der grundsätzliche Ablauf von „Galactic Era“ ist übersichtlich und modular erklärt. Die Informationen aus den Tabellen am Ende der Anleitung ließen sich nutzen, um ein eigenes Referenzhandbuch zu erstellen. Dies hätte den Vorteil, dass die Verantwortung für die Anleitung auf mehrere Mitspielende aufgeteilt werden kann, insbesondere in den ersten Runden, was als äußerst hilfreich empfunden werden kann. Dies beeinträchtigt den Spielspaß jedoch keineswegs, wenn man sich bewusst ist, dass vor dem Spiel einige Zeit Regelstudium von Nöten ist.
„Galactic Era“ ist ausschließlich zweisprachig erhältlich. Sowohl die englische als auch die deutsche Version sind in der groß dimensionierten Box erhältlich. Das ist sicherlich für einige Spielrunden sehr interessant.
Bewertung / Test
+ jede Aktion zählt, strategisches Abwägen on point
+ keine Zufallselemente
+ Spielmaterial robust und zweisprachig
+ Spieldauer nicht ausufernd durch klare Rundenanzahl
+ erweckt Ehrgeiz tief einzutauchen
– kleinteilig, fummelig zu bespielen
– Farben machen es schwer Wesentliches zu erkennen
– einige Fallstricke bieten das Risiko falsch zu spielen
– ständiges Gefühl eines Mangels, dadurch frustrierend
– Rückstand kaum aufzuholen
(Eine Rezension von Christine Ketterer)
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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele”
Galactic Era (2021)
Spielidee: Channing Jones
Grafik: Diego Sanchez
Verlag: Seajay Games
Anzahl der Spielenden: 1-6 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 14 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ab 14 Jahren
Spieldauer: 120-180 Minuten
Generationentauglichkeit: Spielmaterial ist zu klein und die Mechanismen zu komplex um generationenübergreifend zu spielen.