Terraforming Mars – Ares Expedition | Kenner- und Expertenspiel | ab 14 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Jacob Fryxelius, Nick Little und Sydney Engelstein | Schwerkraft Verlag
Lange erwartet ist die deutsche Ausgabe von Ares Expedition. Was unterscheidet diese vom ursprünglichen Terraforming Mars? Braucht man beide Ausgaben und wenn man noch keine hat, welche ist besser? Wer das Grundspiel bereits kennt, springe bitte zum entsprechenden Absatz und zum Fazit.
Das Spiel
Terraforming Mars – Ares Expedition ist ein Expertenspiel von Jacob Fryxelius, Nick Little und Sydney Engelstein und bei Schwerkraft erschienen. Es ist für 1 – 4 Spielende geeignet und kann ab 14 Jahren gespielt werden.
Zu Beginn des Spiels ist der Mars unbewohnbar. Die Temperatur liegt bei -30 Grad und in der Atmosphäre ist kein Sauerstoff. Die Planetenoberfläche ist rot und leer. Jeder Spielende verkörpert eine Firma, die dies alles ändern will. Die Eigenschaften dieser Firma geben Karten vor. Zu Beginn gibt es eine Auswahl von zweien und für eine muss man sich entscheiden. Es gibt auch Firmen für Anfänger, mit denen man nichts falsch macht.

Alle haben ein eigenes Firmentableau, wo die laufende Produktion angezeigt wird: von Geld, Stahl, Titan, Pflanzen, Energie und Wärme. Bei „Ares Expedition“ gibt es zudem den Rohstoff Karten. Daneben ist Platz für die Ressourcenwürfelchen, die den jeweiligen Besitz anzeigen.

Im Zentrum des Spiels sind die sehr vielen Karten. Mit diesen lassen sich zahlreiche Effekte auslösen, wie etwa im einfachsten Fall eine Produktionserhöhung. Die Karten beziehen sich aufeinander und bauen teilweise aufeinander auf, denn viele zeigen Voraussetzungen an, die ich beim Ausspielen erfüllt haben muss. Manche geben auch direkt Siegpunkte, manche geben Aktionsmöglichkeiten für die kommenden Runden.
Mit Ressourcen oder mit Geld lässt sich die Temperatur erhöhen, Wald auf dem Mars pflanzen, was wiederum den Sauerstoffgehalt erhöht, oder – nur mit Geld oder besonderen Karten – ein Ozeanplättchen umdrehen. Mit all diesen Aktionen erhöhe ich meinen Terraforming-Wert auf dem Spielrand, der wiederum Basis ist für mein Einkommen an Geld.
Was macht Ares Expedition anders im Vergleich zum Grundspiel?
Einiges ist reduzierter und schlanker. Das sieht man gleich am Spielplan, der ungleich kleiner ist. Auf der Marsoberfläche gibt es lediglich die Ozeanplättchen, welche durch eine Aktion umgedreht werden und dann ihren Bonus zeigen.
Die Waldplättchen sind ebenfalls viel kleiner und werden nach dem Bauen in den eigenen Vorrat genommen. Stadtplättchen gibt es hier nicht.
Das Grundspiel ist rundenbasiert. Die Runde endet, wenn alle gepasst haben und zu Beginn einer neuen Runde erhält man die Erträge.“ Ares Expedition“ beruht auf Phasen. Mit Hilfe der Phasenkarten, die zunächst verdeckt abgelegt werden, zeigen die Spielenden an, was sie gerne machen würden. Der Ertrag ist einer dieser möglichen Phasen.

Diese werden in festgelegter Reihenfolge abgearbeitet, bevor dann wieder neue Phasen gewählt werden. Wer eine Phase ausgewählt hat, bekommt dabei einen kleinen Bonus. Sind die Abläufe klar, können die Spielenden gleichzeitig agieren, das verkürzt das Spielgeschehen sehr. So ist eine Partie zügig gespielt und mit ein bisschen Ergahrung in einer Stunde zu schaffen.
Das hat allerdings zur Folge, dass jede:r auf sein eigenes Spielgeschehen konzentriert ist und kaum mitbekommt, was die anderen machen, wohin deren Strategie geht. Ich finde, das macht „Ares Expdeition“ solistischer als das Grundspiel.
Das Einkommen beginnt bei 5 und steigert sich zunächst nur langsam. Elegant gelöst ist die Produktion von Stahl und Titan. Hier wird kein Ertrag beim Einkommen gewonnen. Die Höhe der Produktion zeigt den Preisnachlass bei entsprechenden Karten an. Die Ressource Energie ist komplett weggefallen.
Dafür gibt es die Möglichkeit, Karten als Einkommen zu generieren. Ansonsten kommt man in der Regel nur mit der entsprechenden Phase an neue Karten. Im Grundspiel werden in jeder Runde neue Karten verteilt. Hier ist es schwieriger, diese zu bekommen. Dafür kann man sie ganz einfach als Zahlungsmittel für je 3 Geld verwenden.
Hier wie da ist das umfangreiche Kartendeck das zentrale Spielelement. Die Funktionen sind in beiden Versionen ähnlich, „Ares Expedition“ hat ein moderneres und ansprechenderes Design. Einfach nachzuvollziehen sind die Karteneffekte zur Produktionserhöhung. Aktionskarten sind komplexer und hier gibt es häufig Rabatte auf Standardaktionen oder bestimmte Karten. Diese kumulieren mit den Rabatten zu Stahl und Titan. Da wird es schnell mal unübersichtlich, weil es im fortschreitenden Spiel oft sehr viel gleichzeitig zu beachten gibt. Das ist mit den blauen Karten des Grundspiels übersichtlicher.
In der Phase der blauen Aktionskarten werden zudem die Standardaktionen abgehandelt: Wärme umwandeln, Pflanzen in Waldplättchen tauschen und die Aktionen, die mit Geld ausgelöst werden. Das wird gegen Ende ganz schön wuselig, wenn sich die Skalen dem Finale neigen und fast alle Ozeane umgedreht sind. Was ist, wenn mehrere den letzten Ozean wollen? Zumindest ist geregelt, dass bei Sauerstoff und Temperatur die Boni trotzdem gewährt werden. Es gibt keine Meilensteine oder Auszeichnungen wie beim Grundspiel, dieser Wettlauf fällt weg.
Fazit
„Ares Expedition“ bietet ein ähnliches Spielerlebnis wie das Grundspiel, erfordert weniger Platz und weniger Zeit. Vieles ist geschickt reduziert ohne Verluste beim Spielgefühl. Es fühlt sich solistischer an, weil alle gleichzeitig agieren und auf ihr eigenes Geschehen konzentriert sind. Andererseits gibt es praktisch keine Wartezeiten.
Das kleinere Spielbrett hat den Nachteil, dass bei leichtem Verrutschen der Marker deren Position unklar sein kann. Gerade zu viert ist es ziemlich eng auf der Terraforming-Leiste, da sollte dann niemand dagegen stoßen. Nach meinem Eindruck sind die Karteneffekte weniger verzahnt. Durch kumulierende Rabatte wird es schnell mal kompliziert, bzw. unübersichtlich.
Wer es schafft, bei den Produktionen vorne zu liegen, wählt umso öfter die Ertragsphase, weil sie ihr:ihm mehr bringt als den Mitspielenden. In der danach gewählten Aktionsphase lassen sich die Standardaktionen umso öfter ausführen, die dann wieder die Erträge nach ober schießen lassen. Das kann dann frustrierend sein für die Mitspielenden, weil es praktisch unaufhaltbar ist. Im Grundspiel gibt es da mehr Möglichkeiten gegenzusteuern.
Entweder/oder – sowohl als auch?
Für mich als Vielspieler heißt die Antwort „sowohl als auch“! „Ares Expedition“ liefert nicht das üppige Spielgefühl des Grundspiels, vor allem wenn man wie wir mit mehreren Erweiterungen spielt. Für den Urlaub geht eigentlich nur Ares Expedition, weil es auf dem Tisch weniger Platz einnimmt.
Wenn ich zwischen beiden wählen müsste, würde ich mich klar für das Grundspiel entscheiden. Für eine kürzere Spielzeit bietet meine Spielesammlung genügend Alternativen. Terraforming Mars kommt mit Erweiterungen auf den Tisch, wenn so richtig schön Zeit ist, genüsslich etwas Komplexes zu spielen.
Bewertung / Test
+ braucht weniger Platz, weniger Aufbauzeit und weniger Spielzeit als das normale Terraforming Mars
+ modernes Design, funktionell reduziert ohne das Spielgefühl zu schmälern
– recht solistisch, weil die Spielenden gleichzeitig agieren können
(Eine Rezension von Paul Theisen)
Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)
Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele”
Terraforming Mars - Ares Expedition (2021)
Spielidee: Jacob Fryxelius, Nick Little und Sydney Engelstein
Grafik: Bill Bricker, Jason D. Kingsley und Isaac Fryxelius
Verlag: Schwerkraft Verlag
Anzahl der Spielenden: 1 – 4
Altersempfehlung Verlag: ab 14 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Generationentauglichkeit: Nein, dafür ist es zu komplex und zu kleinteilig.