Was spielten die Kinder am Anfang des Klassikers E.T. noch gleich am Küchentisch? Oder die Nerds aus der Big Bang Theory? Oder die Halbwüchsigen in Stranger Things?
Die Antwort lautet Dungeons&Dragons, der bekannteste der sogenannten Pen&Paper Rollenspielsysteme. Viele mögen vage davon gehört haben, und eventuell eine vage Vorstellung von den seltsamen Dingen besitzen, welche die Spieler dabei von sich geben. Doch vielen mag die Faszination hinter dieser eigentümlichen Art der Abendgestaltung merkwürdig erscheinen. Doch das lässt sich ändern. Dabei ist der Grundgedanke denkbar simpel:
Unsere Zeit ruft nach Helden.
Was also läge näher, als einer dieser Helden zu sein? Und am leichtesten geht das im klassischen Rollenspiel, bewaffnet mit Stift und Papier. In dieser besonderen Form des kollektiven Geschichtenerzählens werden die Mitspieler Teil und Zentrum der Handlung. Sie führen die Helden, diktieren ihre Worte und bestimmen über ihr Geschick. So entspinnt sich, ausgehend von der Beschreibung des Spielleiters, doch geformt von den Taten jedes einzelnen Spielers, eine Geschichte, wie es sie nie zuvor gab. Im einzigartigen Spannungsbogen zwischen dem, was die Helden vorhaben, und was das Schicksal in Form fallender Würfel ihnen ermöglicht, werden so beispiellose Sagen geschmiedet.
Pen&Paper-Rollenspiele sind die modernste Inkarnation einer der ältesten Kulturtechniken. In gewisser Weise stehen in der Tradition des gemeinsamen Erzählens, wie sie an den Lagerfeuern in ferner Vergangenheit ihren Anfang nahm. Lange vor Stift, Papier oder Metallwerkzeugen.
Im Laufe der Zeit wandelten sich die bevorzugte Form. Von Briefen des Mittelalters, verfasst aus der Perspektive eines Caesar oder Mark Anton über geschichtstragende Bänkelsänger oder den Inspirationen des Theaters. In dieser Entwicklung wurde durch eine stetige Professionalisierung der typische Teilnehmer jedoch auf die Rolle als Zuhörer, respektive Zuschauer begrenzt. Eine Entwicklung, der die spielerischen Aspekte zurückdrängte.
Das Rollenspiel mit Stift und Papier stellt sich diesem Trend entgegen. Vermischt mit Elementen taktischer Strategiespiele entwickelten moderne Rollenspielsysteme einen stützenden Rahmen, der es jeder Gruppe von Spielern und Spielleiter ermöglicht, gemeinsam unglaubliche Geschichten zu erleben. Die Vielfalt der Möglichkeiten, die sich dabei eröffnen, erlauben es jedem Spieler einen eigenen Zugang zu dem Spiel zu finden. Taktisch versierte Gemüter mögen Kämpfe und Actionsequenzen begeistern, dramaturgischere Naturen an den Möglichkeiten, die das Eintauchen in einen selbst erschaffenen Charakter bieten. Von dem mitreißenden Gefühl übermächtige Monstren niederzustrecken, über das Erforschen einer fremden Welt bis zur schlichten Gier, Juwelen und Geschmeide aus lange verschlossenen Schatzkammern zu schleppen. Um nur einige der Variationen in den typischsten Spielen dieser Art aufzuzählen.
Zu den bekanntesten Vertretern dieser Spielgattung zählt zweifellos der Klassiker Dungeons&Dragons. Dieser Begründer des modernen Fantasy-Rollenspiels lockt seit 1974 Spieler in geheimnisvolle Verliese, bekämpfen unzählige Monster, und füllen ihre Taschen mit Schätzen. An diesem erfolgversprechenden Grundprinzip hat sich seit der Erstveröffentlichung nur wenig verändert, und wurde durch mehrere Editionen beständig frisch gehalten. Hiervon ausgehend entwickelten sich zahlreiche Ableger, von teils ähnlicher, teils vollkommen anderer Ausprägung. Spiele wie das deutsche „Das Schwarze Auge“ erschaffen mit ihrer dichten Weltenzeichnung einen magischen Hintergrund voll überwältigender Details. Die Vielfalt, die sich aus verschieden Details der unterschiedlichen Systeme ergibt, ist nahezu grenzenlos. Wenngleich beide erwähnten Spiele über Zauberer, Mystik und mittelalterliche Reiche verfügen, so zeichnen sie sich doch durch ein völlig anderes Spielgefühl aus.
Andere Systeme, wie das dystopische Shadowrun, projizieren Drachen, Elfen und Trolle in eine nahe Zukunft voll bösartiger Megakonzerne. Neben diesen bekanntesten Beispielen widmeten sich andere Ableger jedem erdenklichen Genre, um buchstäblich jedem Geschmack etwas bieten zu können. Nahezu jede bekannte Fernsehserie, Buchreihe oder Videospiel wurde in entsprechende Vorlagen umgesetzt, und kann zur Basis gemeinsamer Abenteuer werden.
Des Weiteren kommen vollständig eigens entworfene Spielwelten aus der Feder zahlloser begeisterter Spieler hinzu, die auf andere Art wohl nie zustande gekommen wären. Dieselbetriebene Bergungsschiffe auf der Suche nach den untergegangen Städten des deutschen Kaiserreichs? Sicher! Raumflugzeuge aus marsianischem Flugholz im Stile eines Jules Verne Romans? Warum nicht? Die Welt in einer Milliarde Jahren? Worauf warten wir noch?
Der schieren freigesetzten Kreativität von typischerweise drei bis fünf Spielern und einem Spielleiter kann sich auf lange Sicht kaum ein Szenario erwehren. Vielmehr kann es als eine Einladung verstanden werden:
Versammelt nur einige Gleichgesinnte um einen Tisch, nehmt euch Stift, Papier und Würfel, und lasst eine Welt entstehen, wie es sie nur einmal gibt. Wenig übertrifft die Faszination, gemeinsam mit Freunden die Wirklichkeit für ein paar Stunden in den Hintergrund treten zu lassen.
Wo aber finden sich Spieler für solch eine Unternehmung?
Womöglich hier:
Der Gratis-Rollenspiel-Tag am 25.03.2023 bietet sich als Treffpunkt zum Ausprobieren und Kennenlernen an. Ab 14:00 findet er im Spielecafé der Generationen, in den Räumen des evangelischen Gemeindezentrums Pfarrkirchen, Kolpingstraße 14, statt:
-kostenlose Probeangebote großzügiger Verlage (speziell Pegasus-Spiele)
-umfangreiche Regelwerke und detaillierte Weltbeschreibungen
-einsteigerfreundliche Spielrunden für Neulinge und Unentschlossene
-einmalige Atmosphäre
-begeisterte Spieler und Spielleiter
Für die Verpflegung ist, nach Vorbild des regulären Spielecafés, bestens gesorgt.
Nichts hält mehr davon ab, sich in eine der fantastischen Welten zu stürzen.
Und wer bis dahin nicht warten mag, kann sich auch für eine der Onlinerunden in den Tagen davor anmelden: Termine
(geschrieben von Ulrich Reimer)