Seeschlacht mit Spaß und Schadenfreude: Die Piraten der 7 Weltmeere (Rezension)

Bild: Spielschachtel Die Piraten der 7 Weltmeere2-4 Spieler, 45 min, von Oleksandr Nevskiy und Oleg Sidorenko,
Grafik von Artist Leonid «deburger» Androschuk, Kryvonos Dmitriy, Denis Martynets und Pavel Romanov,
erschienen bei 2Geeks


Würfeln kann auch Spaß machen

Dieses Spiel hat viele Würfel und macht auch viel Spaß – wenn man sich darauf einlassen kann. Planung oder Strategie hat hier nichts verloren. Und um den Sieg würfeln heißt meist, die anderen nicht gewinnen zu lassen. Leichter gesagt, als getan, denn das Spiel wird entschieden … genau, durch Würfel.

Warum macht es Spaß? Weil man sich als Pirat fühlen kann. Man schippert durch die Meere, plündert Karawanen (Schiffe, keine Kamele), bringt die Beute in den Hafen und hofft ständig, gut zu würfeln. Wer keine Schadensfreude empfinden kann, wenn der Mitspieler mal wieder komplett verwürfelt, der sollte hier seine Finger davon lassen.

Bild: SpielmaterialDabei beginnt es eigentlich sehr taktisch. Man wählt geheim eine seiner Rollenkarten aus, die bestimmt, welche Aktion man in dieser Runde machen will. Dann werden die vorhandenen Rollen aufgerufen und wer diese Karte ausgewählt hat, darf die Aktion machen. Haben mehrere Spieler die gleiche Rolle gewählt, sind sie im Uhrzeigersinn der Reihe nach dran. Hat nur einer diese Rolle gewählt, erwartet ihn eine besondere Vergünstigung, ein „Geschenk“.

Aber das wars schon wieder mit dem Taktieren. Dann wird in der Regel gewürfelt. Und das ist ein besonderes Highlight. Denn es werden Seeschlachten ausgeführt. Alle Würfel werden in den Schachteldeckel geworfen (geniale Lösung, die Schachtel mit zu verwenden), dann werden jeweils zwei nebeneinander liegende Würfel (Karawanenschiff und Piratenschiff) verglichen, das schwächere Schiff (Würfel mit kleinerer Zahl) wird versenkt (vom Feld genommen).Bild: Spielplan mit vielen Zahlenwürfeln Bei Gleichstand sind beide Schiffe weg. Das geht solange, bis entweder keine Piraten mehr vorhanden sind oder keine Karawanenschiffe. Übriggebliebene Piratenschiffe schnappen sich die Beute und bringen sie – hoffentlich – in den Hafen, wo die Beute gegen Schatztruhen verkauft werden kann. Mit denen man wiederum Schiffe kaufen kann, mit denen man wiederum neue Karawanenschiffe angreift …

 

Ok, man könnte jetzt sagen, es ist eine öde Würfelei. Stimmt. Und doch macht es Laune. Eine Seeschlacht macht Spaß, der Ärgerfaktor ist hoch und die Schadenfreude ist noch besser. Wer damit nichts am Piratenhut hat, sollte seine Haken vom Spiel lassen. Die anderen finden ein richtig vergnügliches Spiel mit einer Länge von 45-60 Minuten wieder, das die ganze Familie erfreut.

Aber. Der Einstieg ist nicht einfach. Die sieben Rollenkarten wollen erstmal erklärt und dann verstanden werden. Die Verwaltung der Würfel, Schiffe, Beute, Würfelvorrat muss zuerst erarbeitet werden.

Trotzdem – für Familien und Gelegenheitsspieler absolut zu empfehlen. Anfangs mögen die Bild: aufgedeckte Spielkartenunterschiedlichen Rollen, die Abenteuerkarten, die Beutekarten, die Ritualplättchen, die Ying-Yang-Plättchen … etwas verwirren, man muss öfters im Regelwerk nachlesen, aber man kommt nach und nach gut ins Spiel. Nicht abschrecken lassen von 16 Seiten Spielregeln, alles ist sehr großzügig beschrieben und übersichtlich erklärt, auch wenn ich mir ein paar Beispiele mehr gewünscht hätte.

Vielspieler sollten im „Hirn-aus“-Modus auch mal eine entspannte nervenaufreibende Spaßwürfelei mitmachen – aber bitte nicht zuviel erwarten. Das mit der Rollenauswahl scheint zunächst ein taktisches Element, aber gegenüber der Würfelei eigentlich unbedeutend.

Der Partyspieler (gemeinhin der Würfeltyp schlechthin) kommt weniger auf seine Kosten, es könnte ihm zu lang und zu verwaltungsaufwändig werden, das Spiel hat viel Material an Bord.

Bild: Spielmaterial, bestehend aus Kärtchen und WürfelnApropos Material, das ist klasse, die Illustrationen top, das Spiel kommt in einer Metalldose daher – sehr hochwertig und ein Erlebnis für Auge und Finger.

Die Topnote können sich die Piraten aber nicht abholen, weil es ziemlich fieselig ist, mit dem Lineal die Abstände der Würfel nachzumessen, um das nächstliegende Schiff zu bestimmen. Da kann schon mal ein unbewusst herbeigerufenes Seebeben alles etwas durcheinander bringen. Und die Symbole auf den Karten sind zwar nach kurzer Lernphase klar, aber auf den bunten Karten geht die Übersichtlichkeit etwas verloren.

+ top Material

+ sehr schöne Illustrationen

+ hoher Spaßfaktor wenn man sich darauf einlässt

+/- Ärger- und Schadenfreudespiel

– pures Würfel und Glücksspiel

(eine Rezension von Gerhard – Teammitglied vom Spielecafé der Generationen)

 

Ihr wollt sehen, wie sich Piraten der 7 Weltmeere spielt?
Dann schaut Euch doch einmal das Video von Brettspielblog.net an