Viele Möglichkeiten – Black Forest von Feuerland (Rezension)

Black Forest | Kennerspiel | ab 14 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Uwe Rosenberg und Tido Lorenz | Feuerland 

„Black Forest“ nennt sich eine Weiterentwicklung von „Die Glasstraße“, welches meine Frau und ich immer mitnehmen für einen Urlaub im Bayerischen Wald, wo es thematisch beheimatet ist. Der Karton ist schon mal ein Hingucker! Also schauen wir uns mal an, ob dieses Kennerspiel etwas für dich ist:

Spielkarton und Inhalt

Das Spiel
Black Forest ist ein Kennerspiel von Uwe Rosenberg und Tido Lorenz und bei Feuerland erschienen. Es ist für 2 – 4 Spielende geeignet und kann ab 14 Jahren gespielt werden.

Die komplexen Spiele von Uwe Rosenberg (da gibt es einige!) kommen bei uns auf den Tisch, wenn mal so richtig Zeit ist für ein schönes Spielerlebnis. Wer unser Hobby teilt, wird zustimmend nicken. Wer noch nicht so viel kennt, hat Einiges zu entdecken, denn jedes seiner zeitlosen Spiele hat einen eigenen Charme. „Die Glasstraße“ überraschte 2013 mit den Ressourcenrädern. Sie erleichtern die Verwaltung der Ressourcen und stellen gleichzeitig eine Produktion dar. Sind die Marker rechts vom Zeiger vorgerückt, kann der Zeiger bewegt werden. Das verringert die Zahl der einfachen Ressourcen zu Gunsten etwas Höherwertigem.

Hier ist es Glas und auf dem anderen Rad Proviant, den wir zum Reisen auf dem Spielplan brauchen und Handelsware, mit dem wir die Anordnung der Aktionsfelder etwas verändern können. Die Zahl im Inneren der Radspeiche zeigt uns an, wie viele der jeweiligen Ressourcen wir haben. Bekommen wir etwas, geht es nach rechts. Geben wir aus, entsprechend nach links. Nur die Ziegel haben eine eigene Leiste, deren Zahl bleibt absolut planbar.

Die beiden Ressourcenräder für jeweils einen Spielenden

Haben wir dieses Prinzip verstanden, ist der Rest der Regeln schnell gelernt. Wir setzen einen Arbeiter in ein Dorf zwischen zwei Aktionsfelder (soweit frei) und dürfen beide nutzen. Im nächsten Zug müssen wir den Arbeiter an eine andere Stelle bewegen. Im gleichen Ort kostet das nichts. Bewegen wir uns in einen anderen Ort, ist entsprechend mit Proviant zu zahlen.

Um wieder Proviant zu bekommen, gibt es kein Aktionsfeld. Durch Produktion und somit Drehen des Zeigers erhöht sich dessen Anzahl wieder. Als Notbehelf kann ich mich in die Dorfmitte stellen und betteln. Das liefert einen Proviant und kostet einen Spielzug. Da wäre bessere Vorausplanung gut gewesen.

Ein besonderes Aktionsfeld ist der fahrende Händler. Vor dem Spielzug kann ich eine Ressource Handelsware ausgeben und darf dieses Aktionsfeld mit einem beliebigen Aktionsfeld tauschen. Der fahrende Händler bringt zwei Ressourcen nach Wahl und die Mitspielenden bekommen davon eine weitere. Ich kann die Möglichkeit des Feldertauschens aber auch nutzen, um ein gewünschtes Feld heranzuholen, das weit entfernt liegt.

Komme ich mit meiner Figur in ein Dorf, wo bereits eine andere Figur steht, kann ich deren Feld nicht nehmen und muss dem Mitspielenden eine Ressource meiner Wahl zahlen. Das ist in der Regel nicht weiter schlimm.

Ausschnitt aus dem Spielplan

Das ganze Beschaffen unterschiedlicher Ressourcen dient dem Ausbau des eigenen Gutes und da gibt es viele Möglichkeiten. Das Anlegen von Teichen und Äckern erhöht die Erträge, Weiden bieten Unterbringung für Kühe und Schweine. Die Weiterentwicklung meiner Glashütte ermöglicht das Gut zu erweitern und wieder Wälder zu erhalten.

Der Gutshof einer Person, bereits mit einem Ausbau und ersten Gebäuden.

Es gibt so schon Einiges zu tun, doch ein weiteres zentrales Element sind die Gebäude. Die Auswahl ist groß, doch sortiert sich das schnell, wenn ich auf die linke Spalte schaue. Sie zeigt an, in welchem Bereich die Gebäude helfen. Zudem kann ich je nach Glasvorrat mich auf die entsprechende Spalte beschränken und schauen, für den Bau welcher Gebäude meine aktuellen Ressourcen reichen. Oder die Überlegung geht anders herum, dass ich schaue, was ich bauen möchte und mich zunächst um die Beschaffung der Ressourcen kümmere.

Die komplette Auslage von Gebäuden.

Hier sehen wir einen Ausschnitt der Auswahl. Hier liegen einsteigerfreundlich alle Gebäude auf der A-Seite. In späteren Partien werden einige umgedreht. Die blauen Felder geben eine permanente Tauschmöglichkeit. Die grauen Felder bringen einen einmaligen Soforteffekt. Alle Gebäude bringen Siegpunkte, die in dem Stern aufgeführt sind. Natürlich bringen die großen Gebäude, welche 3 Glas und weitere Ressourcen brauchen, besonders viele Siegpunkte.

Detailaufnahme von neun Gebäuden aus der Auswahl.

Wenn das rechte Ressourcenrad zweimal bewegt wurde, berührt er den Marker für die Aufträge. Jeder bringt einen davon vom Stapel auf den Spielplan an den spezifisch angezeigten Platz. Wird dann ein Auftrag erfüllt, der wie ein Aktionsfeld funktioniert, wird ein Neuer aufgedeckt. Auf dem Spielplanausschnitt oben ist bereits ein Auftrag aufgedeckt.

Überschreitet der Zeiger mit dem Pfeil die unten gezeigte Markierung, wird das Spielende eingeleitet. Das Zählen der Siegpunkte ist recht schnell geschehen.

Ein Ressourcenrad kurz vor der Auslösung des Spielendes.

Wer mit den großen Spielen von Uwe Rosenberg vertraut ist, wird sich mit der Ikonografie sogleich zurechtfinden. Alles ist logisch aufgebaut und vom Thema her gut nachvollziehbar. Die Anleitung ist ausführlich, gut verständlich und mit Beispielen versehen. Im Anhang sind alle Aktionsfelder und alle Gebäude nochmals aufgelistet und erklärt, um Zweifelsfälle klären zu können. Das Material ist hochwertig und stimmig gestaltet. Für das Solospiel gibt es Zusatzmaterial. Hier versucht man mit jeder Partie mehr Punkte zu erreichen.

 

Fazit
„Black Forest“ ist ein Kennerspiel mit vielen Möglichkeiten und einer angenehmen Spiellänge. Mit Tido Lorenz gibt es hier einen Co-Autor, doch ist die Handschrift von Uwe Rosenberg unverkennbar. Der Ausbau des eigenen Gutes ist bei „Black Forest“ ebenso wichtig wie der Erwerb von Gebäuden, die wiederum interessante Vorteile für die eigene Taktik bringen können. In der ersten Partie fühlt man sich zunächst überfordert angesichts der vielen unterschiedlichen Gebäude und Aktionsfelder. Man merkt aber schnell, wie man planen sollte, um schrittweise eigene Ziele zu erreichen. Irgendetwas geht immer, was voranbringt. „Black Forest“ fühlt sich überwiegend belohnend an, ein angenehmes Spielgefühl.

Wir spielen eher solistisch als interaktiv, doch ist es nicht unwichtig, auf die Strategien der Mitspielenden zu achten. Wesentlich wird es zum Ende einer Partie hin. Dieser Zeitpunkt lässt sich hinauszögern, bis jemand Handelsware oder Proviant nutzt und der Zeiger über die entsprechende Markierung geht. Selber möchte man noch eines der punkteträchtigen Gebäude bauen und das gleichzeitig bei den anderen verhindern. Schließlich gibt es noch eine weitere Schlußrunde, da kann noch Entscheidendes passieren.

Die Verteilung der Aktionsfelder zu Beginn ist etwas zufällig und natürlich die geloste Auswahl der großen Gebäude. So sind die Partien etwas unterschiedlich, aber nicht grundsätzlich anders. Trotzdem bekommt man nach einer Partie Lust, eine andere Taktik auszuprobieren. Eine wirkliche Siegesstrategie habe ich noch nicht herausgefunden, wenn es sie denn geben sollte.

Vergleich zu „Die Glasstraße“: Es gibt viele Parallelen, doch die Karten zur Aktionsauswahl gibt es nicht mehr. Mit der Auswahl der Karten für eine Runde war die Einschätzung verbunden, wer wohl was in dieser Runde planen würde. Die Gebäude stehen nur in zufälliger Auswahl zur Verfügung. „Black Forest“ ist vom Spielgefühl anders. Beide Spiele können gut nebeneinander bestehen. Das neue spielt sich flotter und wenn man „Die Glasstraße“ kennt, kommt man sofort gut zurecht.

 

Bewertung / Test
+ vielseitige Möglichkeiten, stets belohnend
+ angenehme Spielzeit
– mehr solistisch als interaktiv

(Eine Rezension von Paul Theisen)


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Black Forest (2024)

Spielidee: Uwe Rosenberg und Tido Lorenz
Grafik: Lukas Siegmon
Verlag: Feuerland
Anzahl der Spielenden: 1 – 4 Spielende
Altersempfehlung Verlag: Ab 14 Jahren.
Eigene Altersempfehlung: Geübte Spielende schaffen das auch ab 12 Jahren,
Spieldauer: 90 Minuten

Generationentauglichkeit: Zu komplex und zu kleinteilig, um generationentauglich zu sein.